Während meiner Zeit als Berater und in meinem späteren Berufsleben hatte ich das Privileg einige Firmen, deren Strategien, operativen Ansätze und Kulturen kennen zu lernen. Bei vielen führte das Thema Operational Excellence ein Schattendasein. KVP-Manager, meist junge Studienabsolventen, versuchten enthusiastisch die „Lehre“ schlanker Prozesse in die Unternehmen zu tragen. Einige Initiativen, sog. OpEx-Programme, scheiterten meist am Verständnis des obersten Führungspersonales, wie wichtig diese Programme tatsächlich für Ihr Unternehmen im langfristigen Gesamtkontext sind.
OpEx - Von Firmenkultur bis Dekarbonisierung
Während in der Hochzeit der LEAN-Management-Programme, nach der Erfolgsgeschichte von Porsche, der Fokus hauptsächlich auf der Erzielung von Effizienzsteigerungen und Qualitätsverbesserungen lag, wurde meines Erachtens lange Zeit völlig außer Acht gelassen, welches Potential eine auf Operational Excellence ausgerichtete Organisation z.B. in der Reduzierung von CO2-Ausstoß und damit in der Erzielung der Dekarbonisierungsziele hat.
Zwei Beispiele aus der realen Welt
1. Ein Kunden hatte über ein Jahr lang ein massives Qualitätsproblem bei einem seiner Bauteile. Die niO-Quote lag zum Teil bei bis zu 80%. Aus diesem Grund mussten nach Kundenbeanstandungen alle Bauteile monatelang durch eine zusätzliche 100%-Kontrolle laufen. Durch den Fokus der Geschäftsführung auf die Einführung von Operational Excellence wurden im Rahmen strukturierter Problemlösung die Kernursachen im interdisziplinären Team identifiziert und abgestellt.
2. Aufgrund fehlender Feedbackschleifen im Rahmen eines strukturierten Shopfloor-Managements (Entwicklung, Produktion, Logistik, Qualität, etc.) wurde ein falsch entwickeltes Werkzeug mit denselben Problemen baugleich als Folgewerkzeug wieder in Auftrag gegeben. Die Probleme bestanden in der Gefahr von kontinuierlichen Produktionsunterbrechungen, damit erhöhtem Reinigungsaufwand des Werkzeuges, erhöhtem Anfahrschrott über den gesamten Lebenszyklus.
Effekte von Operational Excellence auf CO2-Reduktion
Wenn man sich nun die Unternehmens-Effekte von Operational Excellence auf die gesamte Lieferkette in Bezug auf den CO2-Ausstoß anschaut, werden schnell die Hebel zur Reduzierung dieser Emissionen klar: Anlieferung zusätzlichen Rohmaterials aus Übersee (Schiff, LKW, etc.), Rückversand niO-Bauteile, Bereitstellung zusätzlicher Flächen für Lager, Montage, Qualitätskontrollen, zusätzliche Schichten, Personal und Maschinenkapazitäten…die Liste ließe sich noch beliebig lange fortsetzen.
Wie man sieht sind die Hebel von Operational Excellence von der Entwicklung bis zur Produktion über alle Geschäftsprozesse hinweg vielfältig und sollten im Rahmen einer Dekarbonisierungsstrategie Hand in Hand gehen. Bestehende Operational Excellence Programme bzw. eingeführtes Shopfloor Management sollte nach Bedarf mit Dekarbonisierungsstrategien verknüpft werden da sich beide, insb. bei der Vermeidung der klassischen Verschwendungsarten nicht widersprechen, sondern eher potenzieren.
Welche Strategien zur Dekarbonisierung haben Sie und haben Sie diese bereits mit Ihren Operational Excellence Bemühungen verknüpft?
Ich freue mich auf einen Austausch,
Moritz Hirscher
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